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Geistliche Hausapotheke

26.05.2024

Dreifaltig??? Ganz anders!

Bild: Irene Keil

Im Rahmen unserer Kommunionkatechese gibt es auch einen Weg-Gottesdienst zum Glaubensbekenntnis. Die Acht- bis Neunjährigen sollen es mitbeten können. Verstehen werden sie vieles daraus nicht, denn das Credo ist ein Konzentrat von Glaubensformeln der ersten christlichen Jahrhunderte, gefasst in hohe theologische Sprache. Und im Gottesdienst rauscht es an ihnen vorüber, weil zumindest wir Katholiken es in ambitioniertem Tempo beten.

Wer "der Vater", "der Sohn" und "der Heilige Geist" ist, geht den Kindern dann auf, wenn sie Erfahrungen, Erzählungen, Rituale und Gebete damit verknüpfen können. Das Kreuzzeichen ist ein wichtiger erster "Anker" für sie. Wir üben es vom ersten Weg-Gottesdienst an. Wir bringen es in Verbindung mit unserer Taufe. Wir bekunden damit unsere Ehrfurcht vor Christus, der im Evangelium zu uns spricht. Wir segnen uns damit, wenn wir aus der gottesdienstlichen Feier in den Alltag gehen, und lassen uns senden. 

Die Heilige Schrift ist die eigentliche Quelle des Credo. Dort lesen wir von Gott, der die Welt und alles Leben auf ihr erschafft und sich ein Volk erwählt, das seinen Heilswillen vermitteln soll. Weil das nicht gelingt, sendet er seinen Sohn, um die Menschen aus der Verstrickung der Sünde zu erlösen. Wir lesen also von Jesus, von seinen Heils-Worten und Heils-Taten, bis hin zu seiner Passion, seinem Tod, seiner Auferweckung. Er lässt seine Jüngerinnen und Jünger nicht als Waisen zurück, sondern rüstet sie aus mit seiner Kraft, damit sie von ihm Zeugnis geben. Gottes Heiliger Geist wird für sie spürbar als Liebeskraft, als Versöhnungskraft, als Hoffnungskraft, als Durchhalte-Kraft. Altes und Neues Testament liefern die Grundlage für ein Sprechen vom dreifaltigen Gott.

Das Kirchenjahr bringt uns den dreifaltigen Gott näher: an Erntedank, wenn der Kommunionkurs beginnt, freuen wir uns an den Gaben der Schöpfung und danken dem Geber aller guten Gaben. An den Christusfesten Weihnachten und Ostern mit ihrer reichen Symbolik wird uns bewusst, was es für eine tolle Idee von Gott war, seinen Sohn Mensch werden zu lassen. Und wie sehr Jesus uns geliebt hat, bis zur Hingabe seines Lebens. Nicht nur in der pfingstlichen Zeit, aber vor allem in dieser sind wir eingeladen, immerfort um die Heilige Geistkraft zu beten, damit wir Jesus ähnlicher werden in unserem Reden und Handeln.

Nie lassen sich Vater, Sohn und Gottesgeist auseinander dividieren. Der Vater liebt und stützt den Sohn. Der Sohn verweist auf den Vater, handelt in dessen Vollmacht, aus dessen Geistkraft. Und die wiederum war zu Beginn der Schöpfung schon mit Gott da, schwebend über der Urflut, dem Tohuwabohu. Wir kommen an kein Ende! 

Beim oben erwähnten Weg-Gottesdienst dürfen die Kinder aus einer großen Anzahl von Symbolbildern eines auswählen, das ihnen etwas von Gott erzählt. Was wir Erwachsenen da zu hören bekommen, das ist Gottesrede (=Theologie) aus Kindermund. Ich lege ein Symbol für den dreifaltigen Gott dazu, als eine weitere und ehrwürdige Art, von Gott zu sprechen. Aber auch da kommen wir an kein Ende, denn Gott hat mindestens so viele Seiten, wie es Menschen gibt. Von wegen also: Gott ist dreifaltig.... Unser Gott ist vielfältig. Ganz anders. Und ziemlich einmalig!  

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil