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Geistliche Hausapotheke

30.05.2024

"Preise, Zunge, das Geheimnis"

Bild: Irene Keil

Am Fronleichnamsfest steht die Monstranz mit dem Leib Christi im Blickpunkt. Christus, das Brot des Lebens, wird bei der Prozession durch die Straßen getragen. Diese religiöse Tradition weist darauf hin, dass sein Heil der ganzen Welt gilt. Meist kennen wir die Monstranz in Form einer Sonne mit Strahlen und vergoldet. Der Nürnberger Künstler Paul Müller, Staatspreisträger in Gold- und Silberschmiedekunst von 1988, hat 1994 für Maria am Hauch eine Monstranz in Kreuzesform geschaffen. Die Kreuzesbalken bestehen aus rotem Edelstein Jaspis und schwarzem Granit. Der versilberte Schaubehälter für die Hostie im Schnittpunkt der Balken deutet eine Sonne an und erinnert an das Wort Christi: „Ich bin das Licht der Welt.“

Die Monstranz wurde geschaffen für die eucharistische Anbetung. Sie kann auf die vordere Stele des Tabernakels gestellt werden und fügt sich dann eindrucksvoll in den Goldhintergrund des Tabernakels ein. Was möchte uns die Monstranz in Material und Form sagen? Christus nimmt durch seine Lebenshingabe am Kreuz der Aussichtslosigkeit im Tod die Macht (symbolisiert im schwarzen Granit). Sein aus Liebe zu uns Menschen vergossenes Blut, angedeutet im roten Jaspis, durchbricht das unüberwindbar scheinende Dunkel von Sünde und Tod.

„Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung“ singen wir in einer Antiphon am Karfreitag. Die Monstranz in Kreuzesform mit dem Leib Christi in der Mitte erinnert uns an das Heil und das Leben und an die Hoffnung, die in seiner Hingabe für uns, uns geschenkt werden. Christus will Brot zum Leben sein. Lobpreis und Verehrung des eucharistischen Brotes haben darum das Ziel, uns aus aller Hoffnungslosigkeit herauszuführen und Geist, Herz und Verstand fest zu machen an dem uns durch Christus geschenkten neuen Leben. In dichte Form bringt diesen Glauben der große Theologe Thomas von Aquin in dem bekannten Hymnus: „Preise Zunge das Geheimnis: Christi Leib in Herrlichkeit. Unser König hat vergossen Blut, das alle Welt befreit“…. Lasst uns dieses große Zeichen tief gebeugt nun beten an…Was die Sinne nicht erreichen, nehme doch der Glaube an“ (GL Nr 493).

Der Blick auf die Kreuz-Monstranz, das Gebet vor dem in ihr gezeigten Herrn und der Glaube an seine Gegenwart können uns wahrlich freier werden lassen von allen Sorgen des Lebens und Zuversicht schenken gegen alle Hoffnungslosigkeit.

Alois Ehrl, Domkapitular i. R.