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Geistliche Hausapotheke

23.06.2024

Vom Regen in die Traufe?

Bild: Peter Weidenmann, in: Pfarrbriefservice.de

Im heutigen Evangelium hören wir die uns altbekannte und vertraute Geschichte: Jesus schläft im Boot, während der Sturm zu toben beginnt und die Jünger Angst haben, unterzugehen.

Der Mensch, der Angst hat, ist nicht in der Lage, seinen Alltag wie gewohnt zu leben, er ist eingeschränkt in seiner Wahrnehmung, ist vielleicht sogar unfähig, Dinge zu tun - auf jeden Fall aber ist er beschäftigt mit den sich aufdrängenden Gedanken und Sorgen um die Zukunft, seine Existenz, die er bedroht sieht. Und es drängen sich Fragen auf wie: Was ist nun zu tun, um diesen Zustand zu beenden? Was kann ich tun – oder wen brauche ich, damit es wieder gut wird?

Die Jünger im Boot wecken also den Herrn – wenn er Gottes Sohn ist, so kann er allein einschreiten und sie aus dieser angsterfüllenden Situation retten! Und obwohl sie Jesus viel zutrauten und bereits die Wunder, die er tat, gesehen hatten - das, was sie nun sahen, überstieg ihr Vorstellungsvermögen: Der Sturm legte sich auf SEIN Wort hin!

In Mk 4, 41 lesen wir als Folge: „Da ergriff sie große Furcht…“. Vom Regen in die Traufe also, von der einen Angst vor dem Sturm in die Angst vor diesem Gott? Nein, die Angst weicht der Furcht – die beiden Begriffe sind nicht dasselbe, wenn sie auch in unserem Sprachgebrauch oft gleichbedeutend verwendet werden.

Angst ist ein schlechter Ratgeber – Angst lähmt unser Handeln und Denken und lässt uns hilflos und ohnmächtig einer Situation in unserem Leben gegenüberstehen – und ist nicht Gottes Wille. Die Jünger aber ergriff Furcht – wir kennen diesen Begriff als „Furcht vor dem…“ oder „…des Herrn“. Diese Furcht ist die im Glauben und hier im Schauen in Existenz tretende Erkenntnis: Gott ist der, der alles vermag. Wäre er, Jesus, nicht für uns gestorben, damit wir mit ihm einen ewigen Bund – eine Liebesbeziehung von Gott zu Mensch und umgekehrt eingehen können – wir hätten zurecht Angst.

So aber neigen wir uns ehr-fürchtig vor der Größe und Allmacht unseres Gottes, der Wunder vollbringt, der Stürme des Lebens zum Schweigen bringen kann. Er ist derjenige, der die Antwort auf unsere Frage ist, wohin ich mich wenden soll. In dem Lied „Lege deine Sorgen nieder“ von Sefora Nelson heißt es:

„Lege deine Ängste nieder … Lege sie nieder in meine Hand
Komm, leg sie nieder, lass sie los in meine Hand
Lege sie nieder, lass einfach los
Lass alles fall'n, nichts ist für deinen Gott zu groß“

Gott hat nicht nur dem Sturm befohlen, er ist für unsere Stürme des Lebens gestorben, so groß war seine Liebe zu uns, damit wir frei sind von Angst – vor wem sollten wir uns also ängstigen?

Ihr Diakon Michael Sporrer