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Geistliche Hausapotheke

02.06.2024

Von Optimierung und Zerbrechlichkeit

Bild: Peter Weidemann, in: Pfarrbriefservice.de

Selbstoptimierung ist allgegenwärtig in den Medien. Eine ganze Coaching-Szene gibt es, um uns alle besser zu machen: im Fitnessstudio den Körper stählen und perfektionieren, das Mindset verbessern, um erfolgreicher in der Arbeit und glücklich zu sein.

Ich will das gar nicht grundsätzlich schlecht reden. Gott will, dass wir das Beste aus uns machen. Viel Sünde entspringt auch aus einer Trägheit, aus der sogenannten Akedia, wie die Mönchsväter es beschreiben.

Mein Lebenscoach ist der Apostel Paulus. Er hat immer sein Bestes gegeben und nach der wahren Erfüllung im Leben gestrebt. Paulus hat zunächst gemeint, er könnte sich dieses Lebensglück selbst schaffen, als frommer und eifriger Jude. Er hat dafür alles gegeben, selbst bei der Christenverfolgung. Doch er ist bei all dem nicht glücklich geworden.

Um die Erfüllung im Leben zu erreichen, muss man erst erkennen, worin die Lebensfülle steckt. Und die liegt in Jesus Christus. Vor Damaskus hat Paulus das erfahren. Jesus hat sich ihm offenbart.

Das zeigt uns: das Lebensglück ist nicht etwas, das wir erst mit viel Anstrengung erreichen müssen. Es steckt vielmehr schon von Anfang an in uns als ein Licht, mit dem wir der Finsternis der Welt begegnen können. So schreibt Paulus auch im 2. Brief an die Korinther:

„Gott sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!,
er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet“

Mit diesem Licht meint Paulus Christus. Die Gotteserkenntnis leuchtet in unserem Herzen. Paulus schreibt: Diese Erkenntnis ist wie ein Schatz, den wir in uns tragen, aber wir tragen ihn in zerbrechlichen Gefäßen.

Das zerbrechliche Gefäß ist unsere Seele. Wie sehr wir uns auch versuchen zu optimieren und perfektionieren, wir bleiben immer zerbrechliche Gefäße. Jeder von uns kennt Phasen, wo scheinbar alles perfekt läuft, aber innerlich sind wir doch nicht gänzlich erfüllt. Da ist doch eine Zerrissenheit in uns.

Dass wir zerbrechliche Gefäße sind, soll uns aber nicht entmutigen. Nein: es ist sogar wichtig! Stellen wir uns eben das Gefäß mit den Rissen vor, das unsere Seele symbolisiert. Durch die Risse kann das Licht Christi leuchten. Wenn wir ein perfektes makelloses Gefäß wären, dann könnte das Licht gar nicht nach außen treten - man würde es gar nicht sehen.

Es bestünde sogar die Gefahr, dass das perfekte Gefäß unter dem äußeren Druck völlig zerbrechen würde und so würde auch das Licht entschwinden. Das kann im Leben passieren, wenn man sich immer nur optimieren will und absolut perfekt sein möchte, dann ist die Gefahr groß, dass man unter dem Druck zerbricht.

Wir müssen äußerlich nicht perfekt sein, denn das Perfekte ist schon in uns - das Licht Christi. Durch unsere „Risse“ leuchtet dieses Licht nach außen. - Wie aber können solche Risse in der Seele aussehen? Auch das beschreibt Paulus:

Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben
wir wissen weder aus noch ein
wir werden gehetzt
wir werden niedergestreckt

Auch das kennt ein jeder: weder ein noch aus zu wissen, verzweifelt zu sein, gehetzt zu sein. Das sind die Risse in unserer Seele, die können wir nicht einfach übermalen und übertünchen. Die kann man rein durch Selbstoptimierung nicht verschwinden lassen. Der Stress, die äußeren Umstände und was immer uns auch belastet, verschwindet nicht einfach. Aber wir haben ein Licht in uns, dass durch diese Risse strahlt – Jesus. Und so schreibt Paulus:

wir wissen weder aus noch ein
und verzweifeln dennoch nicht;
wir werden gehetzt
und sind doch nicht verlassen;
wir werden niedergestreckt
und doch nicht vernichtet. (2 Kor 4, 8f.)

Diese Kraft, die Paulus beschreibt, kommt nicht aus uns selbst. Sie ist das Übermaß der Kraft, die von Gott kommt.

Mach also Gott zu deiner Kraftquelle. Zum Licht, das in einem zerbrechlichen Gefäß leuchtet.
Mach Jesus zu deinem Personal-Coach.

Kaplan Patrick Zachmeier