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Geistliche Hausapotheke

30.06.2024

Zum Da-Sein hat ER alles geschaffen

Bild: jerryzhuca, in: Pixabay/Pfarrbriefservice.de

Etwas sehr Grundsätzliches über Gott stellt das Buch der Weisheit, dem die heutige Lesung entnommen ist, gleich im ersten Kapitel fest:
Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden.
Dieser Satz kann uns eine Richtschnur sein darin, wie wir über Gott denken und von ihm reden sollen bzw. wie nicht:

Ist Gott einer, der Katastrophen über die Menschheit hereinbrechen lässt: Dürre, Überflutung, Erdbeben? Ist Gott einer, der unschuldigen Menschen schwere Krankheiten auferlegt, um sie zu prüfen? Ist Gott einer, der seinen Geschöpfen zürnt und deshalb den Tod über sie verhängt? 

Wer so über Gott denkt, dem hält das Buch der Weisheit entgegen:
Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden.


Wie aber stattdessen über Gott denken und von ihm reden? - Wieder bietet uns das Buch der Weisheit Grundsätzliches an: Zum Dasein hat er alles geschaffen (Weish 1,14) und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. (Weish 2,23)

Wann immer in der Bibel das Wort "Dasein" steht, dann klingen einem Hebräer die Ohren. Denn "Dasein" heißt nicht einfach "Existieren", sondern es hat immer den Gehalt von "miteinander", "füreinander" oder "zueinander". "Ich bin der ICH-BIN-DA" - so stellt sich Gott dem Mose im brennenden Dornbusch vor. Als dieser zögert, sich in Dienst nehmen zu lassen als Anführer des versklavten Volkes Israel, da verspricht ihm Gott: "Ich bin da mit deinem Mund und werde dich anweisen, was du reden sollst!" (Ex 4,11). Uns begegnet ein Gott, der das Elend der Menschen sieht, ihre Klagen hört, ihre Ängste spürt - der sie darin nicht alleine lässt, sondern alles dran setzt, sie davon zu befreien.

In Jesus begegnet den Menschen der ICH-BIN-DA: nahbar, solidarisch, heilvoll, befreiend. Das bekommen die Not Leidenden im heutigen Evangelium zu spüren: die blutflüssige Frau, der um sein Kind bangende Vater, das tote Mädchen.  

Zum Da-Sein hat Er alles geschaffen und im Da-Sein füreinander werden wir Gott ähnlich, ein "Bild seines eigenen Wesens",  finden wir unsere Berufung, unsere göttliche Aufgabe. Vielleicht möchten Sie Ihr Leben und Wirken einmal unter diesem Vorzeichen betrachten?

Ein Staunen darüber und große Freude am Da-Sein füreinander wünscht Ihnen Ihre

Gemeindereferentin Irene Keil